Mittwoch, 24. August 2022

D`Oliveira Boal 1904

 

 

 


 

 117 Jahre alter Madeira. Laaaaaaaaaaaaaange im Fass gelagert. Länger als ein Menschenleben. Und so schmeckt er auch. Im Ernst: das war nicht nur vor dem Zweiten Weltkrieg, das war sogar noch vor dem Ersten Weltkrieg. Über 100 Jahre im Fass. Was macht es mit einem? Da muss man schon ein cooler Wein sein, um nicht zu. Und er ist nicht. Er riecht bereits durchaus antik, und schmeckt sandig-fein, samtig-sauersanft. Ein wunderbarer Starkwein, freilich durchaus.

Ramos Pinto Vintage 1983

 

 

 

 

 Vintage heißt: schnell austrinken. Der Live-Bericht vom 25.5.2022: Ramos Pinto 1983, soeben aufgemacht. Natürlich hat erstmal der Korken Gute Nacht gewünscht. Umgefüllt in eine leere Caol-Ila-Flasche von Signatory, eine dieser kräftigen Flaschen. Der erste Schluck war kräftig, als wäre das kein Portwein, sondern ein portfassgelagerter – nicht portfassgefinishter – Whisky. Nun entfalten sich die Aromen: schwarze Johannisbeere, ultradunkle Kirsche, Dattel, Leder, leichter Holzrauch. Kräftiger als Colheita 1977 oder 1985 von Dalva, aber weniger süß. Etwas interessanter als der 40-jährige Sandeman, nicht so langweilig-fein. 

Leider nicht gewusst, dass er nach einer Woche oxidiert und fade wird. Aber innerhalb weniger Tage getrunken, eine Granate. Bombe.

D`Oliveira Terrantez 1988

 

 

 

 Gut war der. Auch am 1. Juli in Lübeck hat er geschmeckt, oder war das der 30. Juni, muss ich im Kalender nachschauen. Jedenfalls in der Mitte des Sommers. Travemünde, direkt am Meer. Und dann die leichte Säure des 30+jährigen Terrantez. Das hat vorzüglich gemundet. Und dann wurde beim Argentinier der Völlerei gefrönt, also fördert er wohl den Appetit, selbst wenn man keinen Hunger hat. Abnehmwillige und Dicke wird das wohl weniger motivieren. Aber: Kandelaber. Oder: Zeulenroda. Verarschung zu Ende: vortrefflicher Madeira. Wüuklich.

D`Oliveira Malvazia 1990

 

 

 

 Süß und mild, ein vorzüglicher Madeirawein. Wenn er bei einem Whiskyisten nicht lange hält, muss er gut sein. Natürlich hat er nicht die Portweinsüße, sondern die leichte Säure eines Madeira. Und dennoch viel süßer als ein Boal oder Terrantez. Eine Steigerung für Eisweinianer. Oder, wer Malmsey halt mag, mag ihn halt. Bedarf dann auch halt eben keiner weiteren Erklärung halt.

Kopke 1967

 

 

 

 Ach! Mild, lind. Ein Portwein, der wie ein Eiswein schmecken will.  Ein Jahrgangswein, der wie ein 40- oder 50-Jähriger sein will: ausgeglichen, mild, rund. Ein Di Caprio, der prätentiöserweise langweilen will, um den Oscar zu bekommen.

Krohn Colheita 1983

 

 

 

 Ein cooler Portwein. Etwas für Whiskytrinker. Ein Port, der durch interessante Rauchigkeitsnuancen überrascht, und, nunja, wie ein frisch aufgebackener Marshmallow-Schokokucken schmeckt. Diese dreckige rauchige Süße; wenn man mit ihm anfängt, fällt es immer schwerer, aufzuhören. Da muss schon ein Whisky her, ein  guter Islay, etwa ein Ardbeg Galileo. Ansonsten: ein auch für Whiskytrinker abendfüllender Portwein.

Bowmore 1988-2017

 

 

 

 

 Straightes Bourbon-Fass, 47,8%. Straightheit und Sandigkeit, der Glen Scotia 25 ist nicht weit. Ansonsten prävaliert der Bowmore-Charakter, der auch bei weniger eindrucksvollen älteren Bowmores den Dram rettet. Hier muss nichts gerettet werden, der ist durchaus solide. Eine nicht mit dem Mathematik- und Physiklehrer abgesprochene 1,5 lässt sich geben.