Dienstag, 23. Januar 2018

Dunyvaig 23


Geil ist ein Wort, welches nicht oft bei Whiskyverkostungen fällt, und doch muss es an dieser Stelle fallen. Geil! - Weil eine Bombe in mehrererlei Hinsicht. Satte, vielversprechende Gerüche, und der Geschmack eine einzige Erfüllung all jener Versprechen. Eine Fassstärke, versteht sich. Von Silver Seal 2013 abgefüllt, könnte Ardbeg sein, könnte Bunnahabhain. Und könnte nicht besser sein, - könnte sogar besser sein als die legendäreren der Lagavulin Distillers Edition? Sherry, nicht zu knapp, dazu ardbegtypische Nordislay-Noten; vollmundigkeitsdynamisch völlig voll und erfrischend frech.

Schulnote: 1,3
Empfehlung: ein Muster-Sherryislay
Preisklasse: königlich (200-500 Euro)

Glenfarclas 1980, Miltonduff 1980 & Linkwood 1992


Der 32-jährige Glenfarclas 1980 Port Pipe Edition ist ein gutgeruchiger sprich wohlriechender Portcasker. Der Geschmack entfaltet sich zu dünnflüssig-portig und kann nicht mit Entfaltungsvielfalt aufwarten. Bleibt außer Enttäuschung auf hohem Niveau nicht viel übrig, außer den nächsten 1980-er zu probieren, nämlich den Miltonduff aus der Prenzlow Portfolio Collection. Doch auch hier spielt dasselbe Lied, nur nicht mit Portfass, sondern mit apfeldezenter Fruchtigkeit. Gar mild und schlaff ist der Miltonduff. Der 24-jährige Linkwood der Berrys ist hingegen ein frischer, blumig-grasiger Linkwood wie man einen Linkwood erwartet und gleichsam der einzige aus dem Trio, der die Erwartungen erwartungsgemäß erfüllt. Zwei Enttäuschungen, einmal keine.


Glenfarclas 1980 Port Pipe Edition

 
Schulnote: 2,8
Empfehlung: für Hardcore-Portcask-Freaks
Preisklasse: königlich (200-500 Euro)

Miltonduff 1980 Prenzlow Portfolio Collection


Schulnote: 2,9
Empfehlung: als 32-Jähriger enttäuschend
Preisklasse: knapp königlich (200-500 Euro)

Linkwood 1992 Berrys

 
Schulnote: 2,3
Empfehlung: hält knapp was er verspricht
Preisklasse: womöglich Luxus (120-200 Euro)

Highland Park 12 &18




Der Highland Park 12 ist eine mittelbittere Enttäuschung. Für eine typische Highland-Park-Erfahrung viel zu seicht, weder Salzrauch noch Pfeffrigkeit können sich passabel entfalten; kaum Rauchsalz und nur etwas Pfefferöl. Nein, bei größter Anstrengung keine vernünftige Geschmacksbeschrebung mücklich. Der Highland Park 18 ist dagegen gemäßigt pfeffrig, angenehm rauchig, lange lutschbar und behält seine Geschmäcker wie ein harter Lutschbonbon; Holzhonig und Torfrauch, wie schwarz gepfefferter Honig auf flüssigem Sherryholz.


Highland Park 12


Schulnote: glatte 4
Empfehlung: nicht zum Genießen geeignet
Preisklasse: dafür aber auch bescheiden (20-35 Euro)

Highland Park 18

Schulnote: 2,4
Empfehlung: um den Highland-Park-Geschmack kennenzulernen
Preisklasse: hoch (75-120 Euro)

Caol Ila GM 2004-2016




Angaben zufolge, d. h. angeblich, am 2.12.2004 gebrannt und im Juli 2016 abgefüllt. So caolilig, dass man niesen muss, holzig-ledrig, scharf-karamelliges Lutschbonbon. Räucherkäse, nicht-brezeliges Salzgebäck, getrockneter Fisch samt Klimawandel, - ein idiotensicherer Caol Ila. Mit 46% fällt er dennoch etwas schwach aus. Die Aromen verfliegen schneller als man sie auf der Zunge zergehen lassen kann. Wenn man nachtrinkt, kann der Whisky sich halten. Als einmaliger Dram in einer Verkostungsreihe leicht überrochen und übertrunken.

Schulnote: 3
Empfehlung: nur für überzeugte Caolilisten
Preisklasse: wohl medium (50-75 Euro)

Caol Ila GM Reserve 1997-2016





Eine mit 54,4% fassstarke Reserve von Gordon & MacPhail. Geruch: rauchig, leicht. Sherryjod, feuchtholzig, feinprickelnd wie Macallan Select Oak; verdünnt steinig, seeig. Noch verdünnter geräucherter Fischschwanz, salzige Medizin, Tapiokamehl, Steinofenpizza. Lässt lange auf sich warten, aber entafltet sich in bester caolilesker Manier; hat die nihilistische Trockenfisch-Note des Caol Ila 12 wie die mehlig-fleischige Note des Caol Ila 18.

Schulnote: 2,3
Empfehlung: ein Dram für die erste Hälfte des zweiten Halbzeit
Preisklasse: vermutlich Luxus (120-200 Euro)

Macallan 1989-2014 Coopers Choice





Riecht passabel, schmeckt viel jünger, keine Holzigkeit, leicht-hellfruchtig. Ein ölloser Macallan, mehr Linkwood oder Ardmore als ebendieser. Verdünnt vernünftiger, aber auf seichte Art leicht und mild, unterkomplex. Nein, der ist doch nicht wirklich 25, vieleher 15! Aber es gibt durchaus den einen oder anderen Ben Nevis oder Loch Lomond, die mit knapp 20 wie unter-10-Jährige bzw. altersangabelose Whiskies schmecken. Vielleicht war das Fass zu leichtsinnig.

Schulnote: 2,7
Empfehlung: nur aus fehlgeleiteter Neugier
Preisklasse: vergriffen

Talisker Friends Edition 2013





Der fassjunge 48%-ige Talisker Friends of the Classic Malts überrascht mit (etwas sherrylastiger) Vielfalt. Geruch: großes PX. Erster Schluck: süßer Sherry trifft Ron Zacapa 23. Salztoffee, Körper gut lutschabel. Zum Kauen weniger geeignet; nach Salzgebäck Meercharakter im Vordergrund. Sherry wird mit jedem Schluck schwächer, der Talisker setzt sich durch.

Schulnote: 2,2
Empfehlung: ein interessanter und nicht zu idiosynkratischer Talisker
Preisklasse: hoch (75-120 Euro)

Highland Park GM Reserve 1990-2015





Der vierundzwanzigeinhalbjährige Insulaner wurde exclusively for Germany und mit exakt 50% abgefüllt. Seine 24 Jahre in einem Refill American Hogshead haben ihn mild-nussig werden lassen. Dazu weißer Pfeffer, wie bei Highland Park nicht untypisch, und gutschmeckenderweise leichter Knoblauch. Dieser Highland Park ist ein großes Stück scapahaft, was ihn noch sympathischer macht, als er durch seinen Steinsalzgeruch bereits ist. Entwickelt sich pfeffriger, später etwas bissig. Mitteldunkle holzige Ledrigkeit.

Schulnote: 2,1
Empfehlung: eine Entdeckung für Scapisten und Eskapisten
Preisklasse: Luxus (120-200 Euro)

Laphroaig SMWS 29.228 1996-2007





Trotz der 50,9% ist dieser Islaymalt laphroaigig-leicht. Jodiger Geruch, leichtholzig, Rauch durchaus vorhanden. In einem Refill Ex-Bourbon Hogshead gecaskt, kein schlechtes Casking. Edelsalzig, verdünnt offener, wie Medizin gegen Alkoholismus. Nicht metallisch aber eigenartig glasig, zuweilen edel-glasfaserig. Je mehr man dran riecht, riecht es leider immer mehr ein wenig nach Lachgas, was man euphemistischerweise einen Süßjod-Geruch nennen könnte.

Schulnote: 2,3
Empfehlung: für Laphroaigiasten ein Leckerbissen
Preisklasse: Luxus (120-200 Euro)

Sonntag, 21. Januar 2018

Rundlets & Kilderkins




Das Campbeltown-Trio der kleinen Fässer. Der Springbank wurde im November 2001 destilliert und im Januar 2012 abgefüllt, und ist somit bescheidene 10 Jahre alt. Doch je kleiner das Fass, umso größer die Berührungsfläche des Inhalts mit dem Holz. Und so riecht dieser Springbank bereits nach einem satten Sherryholz, und ist von mitteldunkler Farbe, die ein höheres Alter vermuten lässt. Gut trinkbare 49,4%, schmeckt wie ein typischer Springbank, nur eben verdichtet. Alkoholz und Prickelsherry. Eine wahre Springbank in die westschottische See.

Der Longrow wurde wie der Springbank im November 2001 gebrannt, aber ein Jahr später vergossen, und ist somit 11 Jahre alt. Fast dunkel, mit seinen 51,7% vom Geschmack fast fassstärkenstark. Riecht ausgewogen frech nach Torf und See. Selbst nach ein paar Würfeln Käse noch scharf. Holzig, kraftvoll, leicht pfeffrig.

Mein Favorit aus diesem Trio ist der scheinbar unscheinbare Hazelburn. Er wurde auf den Monat zwei Jahre später als seine Gebrüder gebrannt, und kam als 10-Jähriger im Januar 2014 auf die Welt. Er ist der hellste im Trio und hat genau 50,1% Alkohol, d. h. nicht ganz exakt 50. Riecht nach Torf und Hellholz, angenehm stark. Schmeckt nach Sauerholz, eichig, angenehm. Leicht-wohliger Nachklang, smooth, angenehm torfig, Schärfe kommt später, Sherry kaum bis nicht spürbar. Insgesamt der sanfteste und auch der beste der Drei.


Springbank 10 Rundlets & Kilderkins

Schulnote: 2,2
Empfehlung: eher Sammelempfehlung
Preisklasse: mittlerweile königlich (200-500 Euro)


Longrow 11 Rundlets & Kilderkins

Schulnote: 2,4
Empfehlung: beim Alles-Muss-Raus-Angebot zugreifen, sonst zu teuer
Preisklasse: 5 Jahre nach Abfüllung bereits königlich (200-500 Euro)


Hazelburn 10 Rundlets & Kilderkins

Schulnote: 2
Empfehlung: guter Stoff, aber 400 die Flasche
Preisklasse: schon nach 4 Jahren hochköniglich (200-500 Euro)

Sonntag, 7. Januar 2018

BenRiach 13 (1999 Virgin American Oak)


Junge, Junge! Ich meine, Junge! So jung. Nur 13 Jahre! Und schon so frech und selbstbewusst. Der Heredotus Fumosus war sogar erst 12, als er die Maltianer-Welt verzückte, aber er hatte auch diverse Eltern von diversifikatorischer Vielfalt, dieser BenRiach ist aber mit reinem Felsquell-Wasser gebraut, ich meine, in jungfräulichen Fässern gelagert. So ein Aroma, und welch ein Geschmackserlebnis! Wäre ich ein junger Whisky, wollte ich dieser sein! Diese fruchtlose, einfach nur holzige Fruchtigkeit, wie russischer Birkensaft. Was für eine Scotch-Perle aus einem konservativen Fass aus Trump-Amerika! Ein direkter, klarer, republikanischer Single Malt, ein straighter weißer Ben. Ob seine Existenz politisch korrekt ist, darüber streiten sich die Fässer. Als Single Malt Whisky könnte er korrekter nicht sein.


Schulnote: 1,7
Empfehlung: yea
Preisklasse: medium (50-75 Euro)

Port Charlotte CC:01 2007 8 Jahre




- Weißt du, Charlotte, es gibt da so einen Single...
- Ach, du bist Single?
- 2007... 8 Jahre...
- Das ist ja stark.
- Ja, fassstark. Und zwar aus dem Cognac-Fass.
- Langsam... sags in Trinkstärke!
- Nach 8 bis 12 Tropfen Wasser wird dieser Whisky sandig wie der Macallan Select Oak, und die Ränder der Zunge schmecken den Cognac des Fasses, ein aberwitziger Islay-Sandstrand Single-Malt.
- Ach, Malt ist Single? Das ist aber witzig!
- Die Flasche kostet etwa 90 Euro.
- Was, diese Flasche will auch noch Geld haben? Was bildet dieser Malte sich ein?
- Welcher Malte zum Caperdonich? Ich rede vom Port Charlotte CC:01 2007 Cognac-Casks, dem Single Malt Whisky aus Islay.


Schulnote: 2,9
Empfehlung: nur ein Experiment
Preisklasse: hoch (75-120 Euro)

Mittwoch, 3. Januar 2018

Mortlach 1995 Spirit & Cask Range


Ein täuschend enttäuschender Mortlach, sprich ein Geruchsbennevis und ein Geschmackslochlomond. 46%-ig, schmeckt stärker, trink alkoholischer. Nicht der erste Mortlach, der mir nicht gefallen hat, aber der erste, der nach wenigen Sekunden enttäuschte. Ich weiß nicht, weiß ich nicht. Dem fehlt viel, was einen guten Mortlach ausmacht. Was einen Mortlach überhaupt ausmacht, das hat er ja schon, sauf er ist frisch und kräftig, doch für einen 21-jährigen Single Malt ist das nicht genügend genug.


Schulnote: 3,3
Empfehlung: ...aber Mortlach gehört immer noch zu meinen Lieblingsbrennereien
Preisklasse: hoch (75-120 Euro)

Old Pulteney 12 & 23




Der 12-jährige Alt-Pulteney ist ein seicht-öliger, öd-salziger, keinen Schwan beeindruckender Küstenmalt. Viel trinkbarer ist da der salzig-fruchtige, leicht-birnige, aber auch nur leicht birnige 23-er. Die Distylle muss aber noch was haben, sie füllt ja angeblich megaliterweise ab. Es werden wohl andere Whiskies von Alt-Pulteney sein, die den Kennern gefallen. Ein besonderer Charakter ist jedoch auch bei diesen zwei Eckwhiskies der Brennerei zu spüren (ich habe den jüngsten und ältesten des Standardsortiments zu ebendiesem Zweck probiert – um den Charakter der Brennerei kennenzulernen): gelbe Frucht, etwas salzig und gut geölt. Wes Schmecksinn danach lechzt, sollte sich dieser Distylle zuwenden.


Old Pulteney 12


Schulnote: 3,5
Empfehlung: gleich einen älteren Alt-Pulteney trinken
Preisklasse: in der Kategorie “bescheiden” nicht schüchtern (20-35 Euro)

Old Pulteney 23 Bourbon Cask


Schulnote: 2,6
Empfehlung: Geschmack ist Geschmackssache
Preisklasse: königlich (200-500 Euro)