Dienstag, 18. September 2018

Top 10 Whiskies 2017



Seit 2013 hatte es wenig Sinn, Jahrestoplisten für Whisky zu erstellen, da ich nur ab und zu bis sporadisch probierte. 2015 und 2016 waren belgische Biere dran, 2013 und 2014 lag das Aufmerksamkeitsprofizit auf Port- und Sherryweinen. Nun ja, Tristan da Cunha. Etwas verspätet, aber nicht so verspätet wie ein Berliner Stadtrandbus oder ein gewöhnlicher ICE, kommt die Topliste für mein Whiskyjahr 2017.


10. Ein klassischer Klasseglen teilt sich den 10. Platz mit einem klassischen Klasseben.

8 & 9. Achter ist AnCnoc 24, neunter der ihm lustigerweise ähnliche Lagavulin Friends Edition.

7. Ein 32-jähriger Mannochmore, portgefinisht. Dehefinithief gheyl.

6. Der 20-jährige 60%-ige Glenfarclas.

5. Ein darksherrygecaskter Tormore.

4. Eine der vielen gelungenen Bowmore-Sherryfassstärken.

3. Der gute alte Caol Ila 25.

2. Eine Kreatur kreativer Kreation, die gelungenstens gelang.

1. Nein, der 37-jährige Linkwood ist es nicht. Er wurde leider nur Elfter. Erster ist mit klarem und sonnigen Abstand der kapitale 25-jährige Mannochmore.


Laphroaig Cairdeas 57,2%


Von Kardzhes gibt es so viele Abfüllungen, dass man die erstmal nach der Stärkenangabe sortieren muss. Ein fassstarker Whisky aus einem Viertelfass, dessen Name erhabener klingt, wenn man so tut, als wenn Cairdeas ein lateinisches Wort wäre. Ka-ihr-de-as, klingt doch viel besser. Dieser hier ist ein freches Säftchen, laphroaigjod, intensive Islay-Medizin. Kein schlechter Stoff, wenngleich es auch freilich durchaus eindeutig viel bessere Laphröaiger gibt, wie etwa diesen hier, der vom Geschmack ähnlich und von der Gelungenheit besser ist.

Schulnote: 2,3
Empfehlung: sollte schón weniger Halbes und mehr Ganzes sein
Preisklasse: schätzungsweise Luxus (120-200 Euro)

Red Peaks Cnoc Reamhar



Ein thüringischer Whisky, benannt nach einem Hügel auf der Insel Islay. 7 Jahre alt, also frechstens jung. Doch trotz des geringen Alters ist er ausgeglichen genug, um dem Prädikat "unausgegoren" zu entgehen. Das Burgunderfass rundet das Ganze ab, so dass es damit etwas durchaus zur vollen Gänge Ganzes wird. Natürlich sind alle nichtschottischen Whiskyhersteller schwer im Nachteil, da Whisky nunmal aus Schottland kommt, und Schottland hunderte von Distillerien hat, warum also zu einer Nachahmung greifen, wenn man das in vielfältigster Art vorhandene Original trinken kann? Jedoch sticht dieser Whisky etwas heraus, eine nichtschottische Abfüllung, die durchaus probierenswert ist.

Schulnote: 2,6
Empfehlung: kann man ja probieren
Preisklasse: leicht hoch (eher 75 als 120 Euro)

Glen Scotia 21



Ein hervorragender 21-Jährer, versteckt sich weder vor dem gleichaltrigen Glencadam noch vor dem genausoaltersangabigen Knockando. Fast so gut wie der 25-Jährige, sogar etwas intensiver vom Geschmack, aber nicht so fein. Die rote Flasche ist kontraproduktiv, denn der Whisky hat Farbe, die man dadurch nicht sieht. Angenehme Trinkstärke, könnte etwas stärker sein, um sich optimal zu präsentieren.

Schulnote: 1,9
Empfehlung: mhit ghutem Ghewissen
Preisklasse: hoch (75-120 Euro)

Bowmore The Devil´s Casks III



Yaah, das fetzt. 56,7% Hochprozentigkeit, Bowmore-Rauch und zwei intensive Sherry-Fässer. Das Gegenstück zum puristischen Bowmore Feis Ile. Alter Pedro, das ximenezt so was von oloroso, oder, anders gesagt, sehr, sehr gute Fässerauswahl, ein Whisky, bei dem man den ganzen Abend bleiben kann.

Schulnote: 1,5
Empfehlung: krassestens empfohlen
Preisklasse: Luxus (120-200 Euro)

Glencadam 32



Ein selten alter astronomisch teurer Glancadam. Der Start ist spritzig-süß, sehr feinsandig, aber keine Freudenbombenexplosion wie beim 21-jährigen Rosebank. Hält sich lange, aber nicht zu lange, wird nach einiger Zeit zum typischen nichtssagend-milden Glencadam. Der 15-jährige Standardglencadam hat in nuce auch schon alles, was diese prätentiöse Seltenheit hat. Gern, sehr gern probiert, und sehr gern bleibt es auch dabei, kein weiteres Interesse.

Schulnote: kann mich zwischen 1,8 und 1,9 nicht entscheiden
Empfehlung: Probierempfehlung durchaus
Preisklasse: astronomisch (500-1000 Euro)

Caperdonich 21



Ein fassstarker 21-jähriger Caperdonich, mild-floral, meerig-salzig, ein wenig skapaesk. Vom Hocker haut er nur den, der auf der Hockerkante sitzt, ein klarer Fall von probiert und vergessen. Schlecht, aber nicht schlimm schlecht, hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. War auch nicht so ein teurer Spaß, dass man sich ärgert, wenn er doch nicht so das Graue vom Stein ist. Wer die Caperdönicher durch diese Abfüllung kennnenlernt, wird ihnen noch lange den Rücken kehren, bevor er sich an einen zweiten rantraut.

Schulnote: glatte 3
Empfehlung: gleich einen anderen Caperdonich danach, denn ich wittere, dass die nicht durchgehend schlecht sind wie die Glen Morays
Preisklasse: interessiert mich nicht

Benrinnes 21




Aluminium von Anfang an. Bleibt auch. Wie bei einem Aberfeldy. Hat zwar noch florale und zimtige Noten, aber das reicht nicht, um den metallischen Ungeschmack zu überdecken. Der Rosebank, der daneben steht, zeigt, wie eine 21-jährige Fassstärke ähnlicher Gesinnung schmecken muss. Ü-, und zwar sowasvon, -berhaupt nicht zu empfehlen.

Schulnote: 3,2
Empfehlung: für den in der Mitte auf dem Bild
Preisklasse: königlich (200-500 Euro)


Johnnie Walker Espresso Roast 

Spaßeshalber auch den probiert, und in der Tat, ein reichlich gerösteter Bohnensaft. Das Neue verfliegt aber gleich nach dem ersten Schlucke, und es bleibt beim alten johnniewalkerschen Einerlei. Schlechter als der Benrinnes 21, aber nicht um soviel schlechter, um wieviel billiger. Dhann lhieber dhen.

Schulnote: 3,9
Empfehlung: Von Johnnie Walker kann ich nur den Green Label empfehlen
Preisklasse: besonders günstiger Alkonautensaft (20-35 Euro)


Big Peat 25




Den nichtfünfundzwanzigjährigen Bigpeat kannte ich, ein anspruchsloses fassstarkes Torfmonster. Umso mehr amüsierte die Tatsache, dass es nun doch eine Abfüllung mit solider Altersangabe davon gibt. Krasser, torfiger, rauchhaft-hauchiger ist dieser nicht, einfach milder, ausgeglichener, reifer. 1992 gezeugt, 2017 getauft. Hat etwas Farbe bekommen. Dieser Whisky überzeugt, und zwar, gleich zu einem Laphroaig oder Caol Ila zu greifen.

Schulnote: 2,6
Empfehlung: nicht meinerseits
Preisklasse: Luxus (120-200 Euro).

Bruichladdich Black Art 1990




Es gab mal vor Jahren so einen Bruichladdich Black Art, der gegenüber einem 18-jährigen Smokehead den Kürzeren zog. Scheint aber eine Kultabfüllung zu sein, die sich schnell ausverkauft. Darum deuchte mir, ich sollte diesen 26-Jährigen wenigstens probieren, denn der alte und nicht so gute Schwarzkunstbruichladdich war keine 20. Nun, so gut ist auch dieser nicht; nach einem Vierteljahrhundert im Fasse zwar ordentlich bruichgeladdicht, aber viel mehr als das typisch-islayisch Rauchig-Torfige hat er nicht drauf. Mitnichten schlecht, doch ohneneffen gut. Aus der Kategorie: Zur Kenntnis genommen.

Schulnote: 2,5
Empfehlung: nur Sammelempfehlung
Preisklasse: jetzt noch leicht königlich, aber schon bald schwer königlich (200-500 Euro) 

Freitag, 7. September 2018

Caol Ila 35 Old Particular




Ein gar alter Caolilius von einem independenten Abüllifikanten. Ein sehr geiziges Fassstärkenfass, nichts wurde den Angels überlassen, eine satte, kräftige Fassstärke. Dicht, extrem caolilisch auf der einen und nicht weniger extrem alkoholisch auf der anderen Seite, das Fass war wohl käumlichst optimal gechoosed. Optimaler gechosen, wäre das Prickeln der 25-Jährigen oder das Fischig-Mehlige des 18-ers im Spiel gewesen. Suboptimaler gewählt, und es wäre wie ein 44-jähriger unabhängig abgefühlter Tomintoul, der nichts, aber auch gar nichts hat. Ob der Whisky im Fass überlagert oder unterlagert wurde, entscheidet sich geschmacklich schwer. Ausgegoren schmeckt er nicht, aber mehr gären wäre auch Quatsch. Muss dann wohl am Holz liegen. D. h. schlecht ist er schon, aber nicht im Vergleich zu preislich nicht vergleichbaren Whiskies. 

Schulnote: 2,2
Empfehlung: misslungen auf hohem Niveau
Preisklasse: leicht astronomisch (etwas mehr als 500 Euro)

Bowmore Feis Ile




Der american-oak-gevirginte Bowmore mit einem trockenen Oloroso-Sherryfinish in Fassstärke ohne Altersangabe. Sehr straight, Eiche und Sherry gut differenziert, ein klarer, vernünftiger Whisky, fast zu bieder. Da gibt es halt nichts, was es sonst noch gibt, und sonst noch gibt es da nichts, was nicht bereits angesprochen wurde. Wer beim Whiskytrinken gern einen klaren Kopf behält, kann dieses in ebendiesem Bowmore symbolisiert betrachten; wer auf Geschmacksabenteuer aus ist, und Hintergründiges wünscht, dem hat dieser Bowmore nicht viel zu sagen.

Schulnote: 2,3
Empfehlung: für die, die gern virginale BenRiachs trinken (wie der Standard-12-er/16er/20er)
Preisklasse: Luxus (120-200 Euro)


Laphroaig 28




Gut merkbare 44,4%, das merkt man sich wirklich gut. Von Anfang an Jod, Torf, straightestens straighter Laphroaig. Sherry stört nicht, dezentes Oloroso, braune Medizin. Holz, Torf, Wald, braune Blätter, eine sehr unaufdringliche Karamellität, und fast schon kein Whisky mehr, sondern eine eigene Spirituosengattung. Ich mag den Stil des 25-Jährigen lieber, doch wer die bereits genannten Noten und Töne bevorzugt, sollte zu dieser Flasche greifen und tief ins Glas schauen. 

Schulnote: 1,5
Empfehlung: eine Spezialspezialität
Preisklasse: königlich, fast astronomisch (ca. 500 Euro)

Laphroaig 25




Guter Stoff, dhefinithief. Typische Laphroaig-Noten, die bereits beim 18-er geistvoll begeistern, hier jedoch verdichtet, weniger süß, mehr jodig-torfig-heilmedizinisch. Dunkelgrün im Geschmack, trocknet angenehm, hinterlässt einen zufriedenstellendst befriedigenden Abgang. Halbe Stunde Später prickelt er noch nach, also ein perfekter Abschlussdram an einem Abend mit Whiskies in Trinkstärke. Das Ding ist aber: dieses Ding ist in Fasstärke abgefüllt, und hat dennoch nur 45,1%. In der Gegend müssen sich sehr durstige Engel rumtreiben. Der Angels' Share fällt bei Laphroaig serienmäßig sehr großzügig aus. Ob da noch Elfen und Feen mitnippen, ist nicht bekannt. Bekannt ist, dass es noch andere 25-jährige Laphroaigs gibt, die etwas kräftiger ausfallen. Für Laphroaig-Freaks, die das idiosynkratische Medizingeschmäckerle mögen, ist der 28-Jährige noch besser geeignet. Für normale Islay-Genießer ist dieser Laphroaig eine ebensowichtige Duftmarke wie der kapitale 25-jährige Caol Ila.


Schulnote: 1,4
Empfehlung: umbedynkt
Preisklasse: königlich (200-500 Euro)

Glengoyne 25




Mildes Wässerchen, Apfelsaft für 300 Euro. Nein, natürlich ist das ein feiner Whisky, keine Frage, aber das ist auch keine Antwort. Die Antwort ist: wer keinen Alkohol mag, aber gern Whisky trinken möchte, sollte erstens generell die Marke Glengoyne wählen, und zweitens diesen einen probiert haben. Wenn das letzte Viertel des Drams im Nosingglas durch eine Bö umkippt, und aus Entropiegründen nicht mehr ins Glas befördert werden kann, und man dies kein bisschen bedauert, dann mag man diesen Whisky nicht wirklich.

Schulnote: 2,5
Empfehlung: der neue 21-Jährige ist besser, der alte (vor 2014) 21-Jährige war der Hammer, aber der hier ist nun wirklich halt eben und einfach nichts Besonderes
Preisklasse: königlich (200-500 Euro)


Glen Scotia 25




Luftig, mild, sandig, erinnert an einen alten Glencadam. Mild wie Glengoyne, lind wie Rosebank. 48,8%, die man nicht spürt. Zur Sandigkeit ist mehr zu sagen: ein wenig wie der gute alte Glenmorangie Sherry Wood Finish, jedoch feiner, schließlich ja doppelt so alt. Prickelnd, aber nicht explodierend, mild, aber nicht lasch. Ein angenehm ruhiger, aber kein langweiliger erster Dram an einem anspruchsvollen Whiskyabend.


Schulnote: 1,7
Empfehlung: wer diese Richtung mag, hat an ihm eine Standardmesslatte
Preisklasse: königlich (200-500 Euro)

Rosebank 21





Der 1992 destillierte und 2014 abgefüllte 21-jährige Rosebank besticht nicht mit Aromen oder Geschmäckern, nein, er korrumpiert nicht die Sinne, sondern verwöhnt sie. Eine angenehm trinkbare Fassstärke mit 55,3%, blumiger, sonnenblumiger, ja sonniger Duft, zergeht auch im gleichen Stil auf der Zunge. Vergleichbare Whiskies wären der 25-jährige Mannochmore und der gleichaltersangabige Glen Scotia, wobei der letztere eine ebenmäßig ebengleiche Sandigkeit aufweist, und ansonsten mit dem großartigen Rosebank nicht auf denselben Tisch zu stellen ist.

Ein geschmackvoller Genießerwhisky, der aber zum Schluss zergeht, und keinen ultralangen Abgang hat, aber immerhin einen sehr langen. Der Lowland-Charakter zeigt sich dadurch, dass er trotz der Stärke schon zum Ende des ersten Drams etwas weich wird, und das Geschmäckerbouquet nicht auf astronomisch hohem Niveau halten kann. Geschmacklich erfreulicherweise Luxus, preislich bedauernswerterweise Ultraluxus.

Schulnote: 1,2
Empfehlung: sollte man probiert haben
Preisklasse: astronomisch (500-1000 Euro)