Donnerstag, 5. Dezember 2013

Neue blausame Gebiete


Jüngste Tierversuche an mir selbst



Der neue 18-jährige Glengoyne soll angeblich der Nachfolger des 17-jährigen sein, der wie Apfelsaft schmeckt, ist aber eher eine Emulsion aus Pfirsich und Orange. Der 17-jährige Balvenie Double Wood ähnelt dem volljährigen Glengoyne sehr, ist aber teurer und zimtiger, fast schon österlich-weihnachtlich, wie Niederegger Marzipan mit Orange. Glengoyne füllt neuerdings auch Fasstärken ohne Altersangabe in Batches ab, das ist vergleichbar mit einer cineastischen Direct-to-DVD-Produktion. Batch 001 ist ein durchaus ordentlicher ehelich gezeugter Bastard, mit zwei Tropfen Wasser gleitet er etwas flüssiger über die Zunge. In dieselbe unrühmliche Kategorie der probiert-und-vergessen-Whiskies gehört der angeberische Glen Grant Five Decades, eine unprofessionelle Mischung aus verschiedenen Jahrgängen, die sich gegenseitig neutralisieren. Auch der 17-jährige Balvenie Islay Cask ist nicht der Rede wert, und schon gar nicht den Hunderter, den er kostet. Eine Entdeckung, wenn auch noch nicht kolumbischen Ausmaßes, ist der 18-jährige Inchmurrin, ein Loch-Lomond-Whisky, der nach der größten Insel im Inchmurrin-See benannt ist. Die Flasche in Zierblau soll den enttäuschend hellen Farbton kaschieren, was unnötig ist, denn das Auge trinkt nicht mit. Dieser Whisky ist fruchtig und floral zugleich, was nicht oft vorkommt. Die neuen Sonderabfüllungen von Macallan: Ruby, Sienna, und wie sie alle heißen, kann man vergessen. Selbst der alte gute und recht günstige Macallan Select Oak ist komplexer als diese prätentiös teuren und geschmackskomplexitätstechnisch hohlen Malts.

Dem Tomintoul traute ich nie (was zu), und nahm gleich denn ältetesten, den ich gefunden habe. Bei einem Flaschenpreis von 168 Euro und einem Miniaturflaschenpreis von, wenn man Glück hat, 12 Euro, erfüllt der 33-jährige Tomintoul nicht einmal die basalsten Geruchserwartungen. Ein milder etwas holziger Malt, dem man die vielen Jahre im Fass zwar anmerkt, aber so charakterlos, dass selbst der ähnlich langweilige 25-jährige Glenfarclas um Längen besser ist. Um Kürzen schlechter ist der 12-jährige Inchmurrin alten Gusses, im Umkehrschuss also fast oder genauso gut wie der eben der mittleren Stufe der Lächerlichkeit preisgegebene 33-jährige Tomintoul. Der 18-jährige Springbank ist eine streberhafte Standardabfüllung, die mit der Standardschulnote für Nichtstreber, einer Dreiminus, zufrieden sein müsste. Mit Cooper´s Reserve von Auchentoshan kann man auch weniger überzeugte Maltianer leicht aus der Reserve locken. Die Destillers Edition von Glenkinchie kann mit solchem Himbeercharme nicht auftrumpfen, die helle Johannisbeere ist als Apfel sauer genug. Der 17-jährige BenRiach Solstice ist nicht jedermanns Sache, was ein guter Whisky auch nicht sein sollte: wer es als Whiskyhersteller allen recht machen will, landet beim Johnnie Walker Blue Label, einem milden und nach nichts schmeckenden Zungenbefeuchter.

Sonntag, 16. Juni 2013

Der 40-jährige Glenfarclas




Schnee und Chrom. Ein Schokoladeneis mit dünner Silberkuste. Ein Duft, der viel verspricht, und ein Geschmack, der die vielen Versprechen hält. Schon der Geruch strahlt eine dezente Wärme und erhabene Ruhe aus, die diesem Alter durchaus angemessen ist, aber üblicherweise selten vom Geschmack bestätigt wird. Hier harmonieren Geruch und Geschmack, - die Farbe ist hingegen etwas blass, und verbirgt mehr, als sie zeigt. Genug Holz, aber nicht holzig, da sind 25-jährige Malts in der Regel viel holziger. Dominant sind die edel-metallischen Noten, feine Chromflocken, die auf der Zunge schmelzen. Es gibt kein Eis und keine Praline, das oder die als Eis oder Praline so gut wäre, wie dieser Whisky. Man trinkt ihn nicht, man nascht ihn. Ein festlicher, vielleicht weihnachtlicher Malt, der sich zu jüngeren Glenfarclas so verhält wie ein guter Champagner zu handelsüblichem Bier.   

Talisker Port Ruighe




Noch ein neuer, prätentiöser Talisker. Ein Port Finish. Süß, penetrant mundfüllend wie der 12-jährige Macallan Fine Oak, aber genausowenig überzeugend wie dieser. Den Nichtkenner, der Talisker schon kennt, wird dieser Whisky überraschen; den Nichtkenner, der Talisker noch nicht kennt, werden danach die anderen Talisker überraschen. Man glaubt diesem Whisky kaum, dass er ein Talisker ist, außer man trinkt mehr davon. Irgendwann verrät er sich schon, er kann sich nicht gut verstecken. Der Portweingeschmack ist sehr vordergründig und hat wenig Tiefe. Die Schnelle, auf die er gefertigt wurde, schmeckt man diesem Malt ohne Altersangabe deutlich an. Nicht Kirsche nicht Pflaume, aber auch nicht etwas dazwischen, vielmehr rote Pflaume, aber ganz sicher nicht dunkle Kirsche.

Der 16-jährige Silver Seal




Ein gut gewählter Name für diesen leichten, fast schon leichtsinnigen Malt. Der Duft verduftet schnell, man hat nicht viel zum Riechen. Also schnell in den Mund damit, aber nicht gleich runterschlucken, es ist immerhin ein Single Malt. Ein Argument? Mitnichten, denn es gibt Single Malts, die selbst in Jim Beam ihren Meister finden. Ärgerlich, aber solche gibt es auch. Doch dieser hier ist kein Reinfall, eher ein ziemlich guter Einfall. Jede Menge Biskuit, erinnert an Apfelkuchen mit einem Hauch Zitrone. Auch Pfirsiche müssen sich nicht verstecken. Leicht, mild, was will man weniger? Weniger geht nicht. Mehr? Nun, es ist kein sonderlich komplexer Whisky, aber auch kein geschmackssteriler, wie etwa Auchentoshan Valinch oder der 18-jährige Knockando. Wem Glenfiddich zu langweilig ist, wem Glenlivet zu süß ist, der sollte auf Silver Seal umsteigen. Wer nicht so leicht aufgibt, lässt den Silver Seal links liegen, und sucht und findet einen Linkwood, der dieselben Geschmackstrajektorien viel schöner beschreiben kann, sobald man ihn in den Mund nimmt.

Der 33-jährige Glendronach




33 ist ein erhebliches Alter für einen Menschen, aber noch kein hohes Alter für einen Whisky. So einen hölzernen Einstieg in eine Whiskyrezension hat man zwar selten gelesen, aber so wird man wenigstens auf das Holzige in diesem Whisky vorbereitet. Wie gesagt, jede Menge Holz. So, als wäre nicht der Whisky im Holzfass gereift, sondern ein Holzfass im Whisky aufgelöst. Der 33-jährige Glendronach hat nichts, was der 21-Jährige nicht schon hat, ist dafür aber, - und wenn ich mich zum wiederholten Mal wiederhole - um eine Größenordnung holziger. Darüber hinaus ist er milder und schwächer. Ausgewogener? Wenn dieses Wort ein Euphemismus für "langweiliger" sein soll, dann mag das stimmen. Wo sind die trockenen Pfaumen, wo sind die Datteln, wo ist das antike Flair, wo ist der Charme des 19. Jahrhunderts? All das hat der 21-jährige Glendronach, der 33-Jährige hat das nicht. 

Glenfiddich Snow Phoenix




Glenfiddich schmeckt bekanntlich nach Herbstlaub; je älter der Whisky, umso später der Herbst. Der Snow Phoenix ist ein Dezemberwhisky, geschmacklich von gefrorenem Laub gepflückt. Die Welt ist, wie Wittgenstein einmal sagte, alles, was der Fall ist. Nun ist Glenfiddich eindeutig nicht mein Fall. Selbst der vielgelobte 30-jährige Glenfiddich hat mich nur preislich, aber nicht geschmacklich überzeugt. Der Snow Phoenix ist da schon besser: als säße man in einer Hütte beim Skiurlaub Ende Dezember, und als wäre das Dach der Hütte unter den Schneemassen eingestürzt. Da wird einem kalt, - man sitzt in einem roten Zuhauseanzug vorm Kamin, und findet seine Blondine in diesem komischen Karohemd einfach nicht. Da bleibt einem nichts übrig, als einen Glenfiddich Snow Phoenix zu öffnen, und darauf zu warten, wie es weiter geht, denn es muss ja weiter gehen.

Mittwoch, 29. Mai 2013

Classic of Islay 2013, Cask 5272



Lagavulin ist ein solider Saft, dem man manchmal etwas Fruchtfleisch wünscht. Diese Fassstärke ist ein Lagavulin mit Furchtfleisch. Eine Steigerung des BenRiach Heredotus Fumosus ins Unermessliche. Das ist mehr als nur Stroh, das ist starkes Holz. Die glatte Holzigkeit fehlt diesem Whisky völlig, er ist einer der Unglattesten. Dunkler, mit Gewitterwolken getränkter Sand. Emma Watson, matt, nicht glänzend. Ein brünettes Dunkelblond mit einem entschlossenen Blick; langes, sich öffnendes Haar, die erhabene Ruhe vor dem großen Sturm.

Montag, 1. April 2013

Der 18-jährige Aberlour




Der 18-jährige Aberlour reiht sich leichtfüßig in die Riege der linden Damenwhiskies ein, hat jedoch deutlich mehr Körper als der 18-jährige Knockando, und ist geschmacklich sehr bestimmter als der gleichaltrige Glendronach Allardice. Bevor man Äpfel mit Apfelsinen vergleicht, sollte man sich an zwei Meilensteine der Orange auf der steinigen Fernstraße des Hochlandwhiskys erinnern: der fassstake Aberlour a´bunadh hat die intensivste Orangenschale, der 18-jährige Glenmorangie die mildeste Orange. Nun fügt der 18-jährige Aberlour der milden Orange noch eine Spur Milchschokolade hinzu, ungefähr der Marke Hachez. Von den hier erwähnten und weiteren erwähnenswerten 18-jährigen Standardabfüllungen ist der Aberlour in seiner Geschmacksnische der überzeugendste Whisky.

BenRiach Moscatel Wood Finish




Fast nichts im Leben ist so, wie es sein müsste, - müsste, weil es einem versprochen wurde, als man das Versprechen noch nicht kritisch hinterfragen konnte, weil man ein Kind war. So wird es einem versprochen, dass man glücklich wird, wenn man rechtschaffen ist. Die Wahrheit ist aber - dazu lese man ausführlich Kants praktische Philosophie - , dass man zwar der Glückseligkeit würdig wird, wenn man rechtschaffen ist, aber noch lange nicht glücklich. Ein guter Mensch zu sein, gibt einem ja nicht einmal das gute Gefühl der Selbstzufriedenheit, das große Selbstvertrauen, - nicht einmal das, sondern man weiß einfach auf eine abstrakte Art, dass man das Richtige tut, und mehr ist nicht drin. Mehr drin ist im 18-jährigen BenRiach Moscatel Wood Finish. Er verspricht eine milde, nicht alkoholisch scharfe Süße, dunkle Rosinen, Halbbitterschokolade, und genauso schmeckt er. Um nochmal zu verdeutlichen, dass dies eine Seltenheit ist, die gewürdigt werden muss: der Alkohol an sich, insbesondere der Wein, verspricht ja mit lauter Zunge Weib und Gesang, und man erhält, wenn man auf sein Versprechen eingeht, eigentlich nur Gesang, aber auch nur, wenn man selbst bereit ist, laut zu singen. Der oben genannte BenRiach hält sein Versprechen, - eine Eigenschaft, die bei den Menschen mittlerweile so sehr abhanden gekommen ist, dass man einen Whisky aufsuchen muss, um diesen Charakterzug zu erleben.

Freitag, 22. März 2013

BenRiach Heredotus Fumosus




Der 12-jährige BenRiach Heredotus Fumosus ist zwar keine Klasse für sich, aber für sich Klasse. Seine geschmackliche Grundmelodie ist nasser Stroh. Als würde man da rein beißen, aber das ist noch nicht alles. Als würde man versuchen, nassen Stroh anzuzünden, dabei scheitern, schimpfen, bis einem die Streichhölzer ausgegangen sind, und dann den angekokelten Stroh wiederum beißen. Geruchlich - tut mir leid - unreines Strohfeuer mit einem hohen Mist-Anteil. Apfel, Erdnussschale, getrocknete Aprikosen, - zwar marginal, aber spätestens nach dem vierten Schluck vorhanden. Es ist ein Whisky, von dem es mehrere Drams braucht, um ihn voll zu verstehen. Ein Nachtmahr für Anfänger, ein mittleres bis großes Wow für Fortgeschrittene. Ein Malt, der das Beste aus Islay und den Highlands zu einem Ratespiel-Fest der Sinne vereint: ein rauchiger, getorfter BenRiach. Man darf ihn nicht probiert haben, man muss ihn getrunken haben.

Dienstag, 12. März 2013

Ein Vitrinenfrontbericht




10 Jahre und jünger. In dieser Kategorie stechen zwei heraus: der 7-jährige Smokehead und der 8-jährige Glendronach Octarine. Wem whisky porn wie Maximum Sherry oder Maximum Peat gefällt, den sollen sie holen, diese Monstermalts, die zu fast zwei Dritteln aus Ethanol bestehen, und geschmacklich jeweils eine einzige Richtung kennen. Der pseudolegendäre Octomore, ein Torfporno, sündig jung und sündhaft teuer, sei hier als weiteres Negativbeispiel genannt. Der 7-jährige Smokehead ist ein typisch untypischer Islay Malt (Whisky von der Insel Islay), der mit dem klassischen 10-jährigen Laphroaig gut mithalten kann, jedoch weniger Rauch und mehr Fruchtkörper enthält. Der geschmackliche Pilzbefall von Islay Malts ist nicht immer eine Freude: oft entsteht dadurch besonders bei jungen unausgewogenen Malts eine Geschmacksverwirrung, so dass der Whisky nach gar nichts schmeckt; ein spezieller Cask Finish (wie Sherry oder Port) ist beim Islay erst ab 15 Jahren angebracht. Der Smokehead ist nicht zu fruchtig, schmeckt sogar nach Fisch und Leder (eine Spezialität von Caol Ila), und ist für sein Alter ballrund. Der Octarine von Glendronach überrascht ebenfalls durch eine für sein Alter ungewöhnliche Komplexität, und übertrifft sogar den regulären 12-jährigen Glendronach. Der Octarine ist ein wahrer Octopus: er erinnert an Herbstlaub und Käsekuchen, an den leicht metallischen 14-jährigen Clynelisch wie an den alten Glenmorangie Sherry Wood Finish. Leichte, aber feste Fruchtigkeit, nicht zu viel; etwas Orange, eine Spur Quillaja-Honig. Der Mäuse benötigt man für den Smokehead etwa 30, für den Octarine an die 40, also fast vier Ratten. Maximum Peat/Sherry kosten jeweils einen Biber, und für den keine 5 Jahre jungen wodkafarbenen Octomore zahlt man locker einen Zehntelriesen.

11 bis 15 Jahre. Der klare Oliver Kahn in dieser Alterskategorie ist der 15-jährige Glendronach Revival. Der 14-jährige Scapa ist ein Lew Jaschin, eine Legende, die nicht mehr lebt. Bei diesen Perlen der Ethanolgeschichte geht Probieren buchtsäblich, nein buchstäblich (ich habe wohl schon zu viel probiert) vor Studieren. Für viereinhalb Ratten ist der Revival deiner, für den Scapa verlangt der Hamster ab 70 Mäuse.

16 bis 20 Jahre. Gruselig und profan sind die grenzwertjahresangabigen Ben Riach: mild, aber nicht fruchtig, etwas Honig und Marzipan, aber kaum Charakter und Nachklang. Der 16-jährige Scapa ist eine Beleidigung für seinen legendären Vorfahren, an welchen von den regulär erhältlichen Whiskies nur ein Irish Blend, der 18-jährige Jameson erinnert. Eine Ausnahme, wahrlich: ein Nichtsinglemalt, der sich mit einem guten Single Malt messen kann. Ein sicherer Hafen für Islay-Freaks ist der 17-jährige Bowmore, für den Gentleman von einem Seemann der 18-jährige. Herzhaft und ehrlich sind die Gebrüder Aberlour (16 und 18 Jahre): nicht so fassstark wie der 60-prozentige Bunny (A´bunadh, was "Ursprung" bedeutet), aber ähnlich komplex. Als Luftsprung sind die leicht-lockeren sanft-milden 18-jährigen Knockando und Glenmorangie zu empfehlen, als Absprung ist vom 18-jährigen Laphroaig wie vom auf dem Papier gleichermaßen volljährigen Glenlivet abzuraten. Der 16-jährige Tomintoul hat noch einen leichten Vorsprung vor dem Verfasser, d. h. er wurde noch nicht von diesem getrunken, was ein schwerer Kavaliersdelikt ist, und nicht wieder vorkommt. Der Tomatin Decades ist ein aus mehreren Jahrgängen zusammengesetzter Malt, und der klare Gewinner in dieser Alterskategorie, in welche er jedoch nur nach dem Durchschnittsalter der für ihn gestorbenen Fässer einzuordnen ist. Decades ist ein vierdimensionaler Whisky, der die obligatorische Orangenschale eines Sherry-Finisches in der Westentasche mitbringt, aber darüber hinaus noch Holunderbeere, Preiselbeere und rote Johannisbeere mitwachsen lässt. Sein Abgang ist wie ein Sonnenaufgang im Frühsommer: saftige, leicht verspielte Frische mit einer leicht trockenen Fruchtigkeit von Weingummi. Der Preis ist entsprechend.

21 bis 30 Jahre. Knockando Jahrgang 1989. Glenfarclas (21 Jahre) lieber nicht. Der 25-jährige Talisker für 150 ist gut, aber der gleichaltrige Glenfarclas für die Hälfte genausogut. Dieselbe Süße wie der Talisker bringt der 30-jährige Glen Ord mit, der nach Weizen und Gerste riecht, nach frischgebackenem Brot schmeckt, aber letztlich zu charakterlos für sein Alter und zu eindimensional für seine Milde ausfällt. Der klassische 25-jährige Bowmore erinnert an einen lieblichen Schwarztee, und entfaltet leider keine anderen nennenswerten Aromen. Der 21-jährige Balvenie ist mild wie Hohes C und schmeckt überhaupt nicht wie ein alkoholisches Getränk; dumm für ihn, dass Alkohol ein Geschmacksträger ist, und ein guter Fruchtsaft schon für 2-3 Euro pro Liter zu kaufen ist. Natürlich ist der 30-jährige Glenfiddich ein prima Whisky, der edelsüß und floral schmeckt, - sehr grasig, gelbes Laub, weiße Schokolade und helle Trockenfrüchte. Für 240 Mäuse kann man jedoch zwei Flaschen Glenmorangie Signet kaufen, und ihm gilt meine Empfehlung in dieser Altersklasse. Der Signet entstand aus exzessiv gerösteter Gerste, und brachte schon bei der Destillation gute Voraussetzungen für seinen schokoladigen Geschmack mit. Diesen entfaltet er nicht zu knapp, und bleibt dabei ein Whisky: leichte Schwarztee-Noten, nicht zu verwechseln mit Teer und Druckertinte, Geschmacksfarbe Silber bis Gold, Geschmacksform rund und etwas wellig aber keineswegs Locken. Ein abendfüllender Whisky mit milden Holznoten, einer Sehnsucht nach ursprünglichen Wäldern und Regenwasser im Gebirge.

Montag, 25. Februar 2013

Johnnie Walker Double Black




Schwarz ist die Farbe des Todes und der Gummireifen, Doppelschwarz ist die Geschmacksfarbe des Johnnie Walker Double Black. Ein Blend, ein stattlicher, verheirateter Whisky, kein müßiggängerischer Single Malt. Es gab ihn gefühlt schon immer, doch er ist neu auf dem Markt, auf dem er nicht die Welt kostet, so dass auch ein überzeugter Junggeselle - sowohl des Geschmacks als auch von Geschmack - ihn trotz seiner erheblichen Grain-Verunreinigung leichten Herzens und nur mäßig erleichterten Geldbeutels verkostet. Bei der Verkostung auf leeren Magen kommt nichts Gutes heraus, es bleit wahrscheinlich nur die dunstige Schwere eines alten Fahrradreifens, und es bleibt dabei, auch nachdem der Organismus seine Lipidschuld mit deftigen Speisen beglichen hat. Mit sattem Magen und satt vorgetrunken, kann man im Double Black die nihilistische Brise eines jungen Caol Ila entdecken, Lakritzbonbon für Erwachsene, Holzkohle und eine hustend saftige Süßlichkeit. Kurz: es gibt einen dreimal so alten Blend, der nach einem im Winter karg durchlüfteten Kuhstall alter Schule riecht, und nach Schnaps schmeckt. Dagegen ist der Double Black ein echter Gentleman, der mehrmals die Woche duscht, - zumindest ist sein Grain-Anteil so oft destilliert, dass er für die milden Geschmacksanteile verantwortlich ist, während die weise ausgesuchten Malts den kurzweiligen Charakter und den trotz lächerlicher 40% Alkohol durchaus sportlich gestählten Körper des Whiskys ausmachen.

Der 18-jährige Caol Ila




Mit dem 18-jährigen Caol Ila kann man als Schiffbrüchiger ohne Nahrung auf offenem Meer nicht länger überleben, als etwa mit einem kurzweiligen Buch, aber die Qual des Verhungerns bleibt einem für eine lange Zeit erspart. Der Nachgeschmack ist der Trumpfass dieses großartigen Islay Malts: man trinkt ihn egal zu welcher Speise, und hat noch Stunden hinterher das Gefühl, eben gerade ein prächtiges Steak gegessen zu haben, oder ein saftiges Lachsfilet, oder ein imposant mit Käse überbackenes Brötchen. Physiologisch gesehen und theoretisch betrachtet, müsste man längst wieder Hunger haben, aber der nichtendendlange Nachgeschmack des Caol Ila lässt den Hunger nicht zu, und erinnert stattdessen an die Szene aus dem Film Matrix (1999), in welcher der realitätsmüde Schurke sehr wohl weiß, dass das vortreffliche Steak nicht real ist, und es dennoch ohne große tagträumerische Anstrengung genießen kann. Wer einen 18-jährigen Caol Ila trinkt, der isst gratis dazu den Hunger weg, weshalb man, wäre man ein Arzt und ein humorvoller dazu, Abnehmwilligen diesen Whisky als Hungerkiller empfehlen könnte. Doch von der Frucht muss man sich hier entschieden verabschieden! Keine Illusionen, da sind weder helle noch dunkle Beeren, dafür jede Menge Holz; keine schokoladig sanfte Karamelligkeit wie etwa bei einem 18-jährigen Glenmorangie, einem 21-jährigen Balvenie oder einem 25-jährigen Glenfarclas, dafür frisches kaltes Wasser, in welches es reichlich vom Schaschlik tropft; nicht zuletzt getrockneter Fisch, den man gewöhnlich mit Kopf und Flossen isst. Dieser Whisky ist kein Schiffbruch, vielmehr ein Rettungsring auf rauer See aus schlechtem Wetter und eventuell nur mäßig begeisternder Gesellschaft.