Montag, 18. Dezember 2017

Scapa 12, 14 & 16


Die Originalabfüllungen von Scapa sind mindestens legendär, besonders der 12-er und der 14-er, aber nicht der 16-er. Der 12-jährige Scapa ist, oder, um die Zeitdimension ins Spiel zu bringen, war angenehm salzig, minimal sandig, ganz schön steinig, und für sein junges Alter sehr ausgewogen und mild. Eine nicht mehr schottische, sondern eher zum dänischen Weltreich gehörende Note zeichnete nicht nur ihn, sondern auch den noch legendäreren 14-Jährigen aus. Der 14-er ist, nein, wiederum, um das Vergehen der Zeit weitherhin zu beachten, war der knochenlose Ivar der Inselwhiskies. Ein glasklarer wikingertränengetränkter Orkney-Malt, der seinesähnlichen vergeblich suchte. Als er vom Markt verschwand, stieg ich auf den ihm noch am meisten ähnelnden 18-jährigen Jameson um, einen irischen Blend. Anfang 2013 konnte ich jedoch eine Flasche des 14-ers antiquarisch erwerben, und zwar für lächerliche 40 Euro. Gut, dass der Korken Anfang 2016 abbrach, nachdem die Flasche vier Monate in Verwendung war, - seitdem trank ich keinen Schluck mehr davon, und die Legende lebt in meiner persönlichen Whiskybar fürs Weitere weiter. Prosaischer erging es den 12 Miniaturflaschen des 12-jährigen Scapa, die ich, wenn ich mich recht entsinne, 2010 oder 2011, jedenfalls im Herbst, gekauft hatte, um sie dann zu trinken und mit Freunden zu teilen, so dass die letzte davon letztlich letztes Jahr aus meinem Whiskyschrank verschwand. Den 16-Jährigen probierte ich, war enttäuscht, und damit war er für mich auch erledigt. Erstaunlich, wie nah Whiskies oberflächlich gesehen beieinander liegen können, wo doch der Eine eine Legende wird, und der Andere zum Weglegen. Ja, die Grundnoten des 16-ers unterscheiden sich nicht sehr viel von seinen legendären Vorgängern, und nein, es ist nicht einer prätentiösen Legendenbildung geschuldet, dass ich den 12-er mag, den 14-er liebe, und den 16-er verabscheue, - feine Unterschiede können tatsächlich Welten ausmachen, und die Originalabfüllungen von Scapa sind ein Paradebeispiel dafür.


Scapa 12

Schulnote: 2,3
Empfehlung: freilich durchaus
Preisklasse: viel Glück (vergriffen)


Scapa 14

Schulnote: 1,3
Empfehlung: eine Legende
Preisklasse: preislos (so wertvoll)


Scapa 16

Schulnote: 4
Empfehlung: eine Enttäuschung
Preisklasse: medium (50-75 Euro)


zum Vergleich Jameson 18

Schulnote: 2,1
Empfehlung: aber wie
Preisklasse: oberes “medium” (50-75 Euro)

Glen Spey 1977-2009


Dieser fast 32-jährige fassstarke Glen Spey von Malts of Scotland ist ein Vorzeigespeysider und zeigt den Vorteil der Speysider vor: diese weiche Duftigkeit, diese solchhafte Diesigkeit, dieses Besondere an Single Malt Whiskies gegenüber allen anderen Spirituosen. Der nur in 210 Flaschen weltweit vorkommende Whisky ist eine olfaktorische Perle, fast zu schade zum Degustieren. Er erschlägt trotz des Alters zunächst mit der Fassstärke, was eher mit der geschmacklichen Intensität und nicht mit alkoholischer Schärfe zusammenhängt. Er braucht eindeutig die Pipette. Kein offener fassstarker Malt, vielmehr einer, der geöffnet werden muss, aber das Öffnen lohnt sich: nach 5 bis 10 Tropfen normalen Wassers wird dieses Wasser des Leben noch nicht zum Wasser des Todes; der Geschmack gleicht sich nach mäßiger Verdünnung dem Geruch an, so dass beides endlich harmoniert.


Schulnote: 1,7
Empfehlung: sollte man getrunken haben
Preisklasse: leicht königlich, sprich fürstlich (200-500 Euro)

Talisker 10, 18, 25 & 30


Süß nicht im Sinne von süüüß, jedoch im zuckerhaltigen Sinne von Süß ist der durchweg straighte 10-jährige Talisker. Die geschmackliche Grundsubstanz erinnert an den grundsoliden Glenmorangie 10, gerüchlich und bodymäßig ist er weit jenseits davon: ein Inselwhisky mit gefährlicher Brandung. Der 18-er kostet schon das Dreifache, hat dafür mehr Meer und ist deutlich subtiler und komplexer. Zu subtil ist der holzige, ja fast hölzerne 30-er, natürlich noch komplexer, aber nicht komplexer als der 25-er, ein Nektar, der wiederum das Dreifache des Vorgängers kostet. Für den 30-er zahlt man minimal drauf, aber dafür ist er auch minimal verschlimmbessert im Vergleich zum Nächstjüngeren. Der Talisker 10 ist mehr als ok, die Mittelalten sind gut, der Alte zu alt, ja fast schon gebrechlich alt.


Talisker 10


Schulnote: 3
Empfehlung: zum Einstieg ins Maltianertum geeignet
Preisklasse: bescheiden (20-35 Euro)


Talisker 18


Schulnote: 2,2
Empfehlung: es gibt gute Bars, in denen es den gibt
Preisklasse: hoch (75-120 Euro)


Talisker 25


Schulnote: 1,9
Empfehlung: probieren ja, studieren nein
Preisklasse: königlich (200-500 Euro)


Talisker 30

Schulnote: 2,5
Empfehlung: nicht für Taliskertrinker
Preisklasse: königlich (200-500 Euro)

Donnerstag, 14. Dezember 2017

Cragganmore 21 Wine Cask


Destilliert 1993, abgefüllt 2014, auf 198 Flaschen limitiert, eine davon habe ich mir im Herbst 2014 gekauft. Eine fassstarke Cadenhead's-Abfüllung mit einem krassstarken Rotweinfass-Finish. Definitiv guter Stoff. Weinig-karamellig, fast fruchtbonbonartig, kräftig im Abgang. Ein Whisky, den man jedoch nicht immer trinken kann, eine viel zu spezielle Spezialität. Schmeckt besonders gut in der Weihnachtszeit, aber auch wenn man ihn lange nicht getrunken hat. Ansonsten hat er zu wenig, um bei ihm zu verweilen, und lädt eher zur nächsten Fassstärke ein.


Schulnote: 2,2
Empfehlung: ein ordentlicher ordentlich weinfassvollendeter Whisky
Preisklasse: hoch (75-120 Euro)

Mannochmore GM 1993-2015


Ein hellrotfruchtiger Mannochmore, leicht aber nicht seicht. Gehobene Trinkstärke (48,8%), Fasstyp “Refill Ex-Bourbon American Oak Hogshead”. Seine Fruchtigkeit hat dieser fast 22-jährige Whisky also nicht von einem Weinfass. Angeblich gibt es nur 196 Flaschen davon. Die Single-Cask-Manie wird mit nachlassender Langsamkeit zur Einzelfassdepression, wenn man zu sehr auf solche Besonderheiten achtet. Ja, es gibt wohl nur 196 Flaschen von diesem Whisky, aber es gibt abertausende Einzelfassabfüllungen, von denen es ebenfalls kaum 200 Flaschen gibt. Der Seltenheitswert fügt zum Eigenwert nichts hinzu, und hohen Sammlerwert haben in der Regel nur die Originalabfüllungen.


Schulnote: 2,5
Empfehlung: kann man einmal trinken
Preisklasse: hoch (75-120 Euro)

Littlemill 21


Die Originalabfüllung von Littlemill in der idiosynkratischen Flasche. Ein starker Frucht- und Holzduft, geschmacklich explodiert dieser Whisky förmlich auf der Zunge, doch das Fest der Sinne dauert nicht lange, er beruhigt sich, und wird zu einem mittelalten milden Lowland ohne besonders kautaugliche Geschmacksnoten. Er zergeht zu schnell auf der Zunge, als dass man ihn auf der Zunge zergehen lassen könnte. Ein sonderbar besonderer, aber kein besonders sonderbarer Whisky; für den awkwardesken Eindruck sorgt die ungewöhnliche Flasche zwar eindrucksvoll, doch im Endeffekt überwiegt das Gewöhnliche.


Schulnote: 2,2
Empfehlung: eine Sammler-Abfüllung
Preisklasse: königlich (200-500 Euro)

Bruichladdich 22


Ein Standardalter für Single Malt Whiskies ist 21, manche mögen es lieber rund, und bringen 20-jährige Originalabfüllungen auf den Markt, hier ist prätentiöserweise eine 22-jährige Standardabfüllung. Ein ungetorfter Islay-Whisky in Bourbon-Fässern gereift. Eiche und Zitrone, gelber Apfel und orangene Blume. Riecht frühsommerlich, schmeckt frühherbstlich. Ich habe nicht den Eindruck, dass er mich beeindruckt hat, doch seriös und solide ist er schon. Nicht wirklich königlich, aber reichlich honiglich. Obgleich er nicht wie eine Rakete abgegangen ist, war der Abgang kein verunglückter Raketenstart. Mehr des Guten zu sagen, wäre zu viel des Guten.


Schulnote: 2,6
Empfehlung: nicht in seiner Preisklasse
Preisklasse: Luxus (120-200 Euro)

Glenfarclas 10, 12, 15, 17, 18, 21, 25, 30 & 40





Der 10-jährige Glenfarclas ist ein direkter und ehrlicher Whisky, soll heißen, scharf alkoholisch und ohne auch nur einen häuchchenhaften Hauch von Komplexität. Der 12-er ist ebenfalls sehr einfach, hat aber weniger alkoholische Schärfe und eine eigenartig eigenartige Eigenart, Pulspunkt dafür. Der 15-Jährer ist eine gewaltige Sherry-Bombe, vergleichbar nur mit dem legendären Glendronach Revival, aber noch lange nicht so gut wie dieser. Der 17-er ist ein 5 Jahre älterer 12-er, und der 18-er ein 8 Jahre älterer 10-er, d. h. es kommt zu den wenig beeindruckenden Geschmäckern nur das Alter hinzu, welches sich leidlich in der Holzigkeit niederschlägt. Der 21-Jährige ist schön langweilig, mild und leicht süß-fruchtig, der 25-Jährige ist eine Steigerung davon einerseits ins noch Langweiligere andererseits ins Holzig-Milde, so dass er dann doch zufriedenstellend ausfällt, - ein Kompromissdram für zwei oder mehr im Namen des Single Malt Scotch Whisky Versammelten, wenn sich ihre Geschmäcker nicht treffen. Der 30-Jährer ist eine schwache Demo- bzw. Light-Version des großartigen 40-ers, dem meinerseits längst Tribut gezollt worden ist. 


Glenfarclas 10


Schulnote: 4,1
Empfehlung: keine
Preisklasse: Alkonautensaft (20-35 Euro)


Glenfarclas 12


Schulnote: 3,4
Empfehlung: besser als Jim Beam
Preisklasse: gehobener Alkonautensaft (20-35 Euro)


Glenfarclas 15 

 
Schulnote: 2,5
Empfehlung: was soll man sonst in Banausen-Bars bestellen?
Preisklasse: niedrig (35-50 Euro)


Glenfarclas 17

Schulnote: 3,2
Empfehlung: nicht wirklich
Preisklasse: medium, unterer Bereich (50-75 Euro)


Glenfarclas 18

 
Schulnote: 3,3
Empfehlung: wirklich nicht
Preisklasse: medium, unterer Bereich (50-75 Euro)


Glenfarclas 21

 
Schulnote: 2,6
Empfehlung: kann man in gehobenen Banausen-Bars bestellen
Preisklasse: medium, oberer Bereich (50-75 Euro)


Glenfarclas 25

 
Schulnote: 2,3
Empfehlung: kann man in guten Bars trinken
Preisklasse: hoch (75-120 Euro)


Glenfarclas 30


Schulnote: 2,4
Empfehlung: lieber 5 Flaschen des 25-Jährigen oder gleich den 40-er
Preisklasse: königlich (200-500 Euro)


Glenfarclas 40

Schulnote: 1
Empfehlung: ein wunderbarer, fast vollkommener Whisky
Preisklasse: astronomisch (500-1000 Euro)

Montag, 11. Dezember 2017

Mannochmore 32 Port Cask


Cadenhead's Port Cask Mannochmore 32, was soll man dazu sagen. Nachdem ich den großartigen 25-jährigen Mannochmore kennengelernt hatte, wurde ich auf diesen Mannochmore neugierig, und die hohen Erwartungen wurden zur vollsten Zufriedenheit erfüllt. Die Erwartungen lagen gesamtgeschmacklich im soliden Einsminusbereich, und so war er auch, dieser portfassgelagerte Mannochmore. Beerig nach einer Beere, die es zwar (noch) nicht gibt, aber eben halt beerig; fein prickelnd, mundfüllende Portweinsüße, recht saftig, seiner Altersangabe in jedem Sinne gerecht. Sehr gut, aber kein Meisterwerk, womit wir wieder beim 25-jährigen Mannochmore wären.

Schulnote: 1,4
Empfehlung: Mannochmore 25 1990 Limited Release für den gleichen Preis
Preisklasse: königlich (200-500 Euro)

Laphroaig Brodir & Talisker Neist Point


Der Laphroaig Brodir ist ein ordentlicher Whisky, und dazu ein ordentlicher Laphroaig. Beerig aufgrund des Portfasses, minimal salzig, und leicht bis mittel laphroaigig. So ordentlich er geschmeckt hat, so wenig hat er allerdings beeindruckt; er hat zwar was, aber er hat wiederum nichts besonderes. Der Talisker Neist Point ist ein hochprätentiöser nasenfeiner Talisker, doch für meinen Geschmack, der kein Getue kennt, zu inhaltsleer und außerdem übersalzen. Die Salzigkeit liegt nicht über einem Charakterkörper wie bei einem guten Scapa oder Caol Ila, sonder die Salzigkeit ist schon der Geschmack. Der Talisker Neist Point hat noch dieses angenehme Prickeln, aber das bleibt im Gesamteindruck eine wenigsagende Randnotiz.


Laphroaig Brodir


Schulnote: 2,3
Empfehlung: ein solider portgefinishter Laphroaig
Preisklasse: hoch (75-120 Euro)


Talisker Neist Point

 
Schulnote: 3,3
Empfehlung: ein ((viel) zu) idiosynkratischer Talisker
Preisklasse: hoch (75-120 Euro)

Tomatin 30 & Decades


Anders als der enttäuschende Glen Grant Five Decades ist der Tomatin Deacdes, ebenfalls eine Zusammenfügung aus Whiskies verschiedener Jahrgänge, eine wirklich gelungene Mischung. Von den Jüngeren hat er die Frischifikanz und Dynamischizität, von den Mittelalten den Fasscharakter, von den Alten die abrundende Holzigkeit und Ausgeglichenheitsmilde. Die 30-jährige Standardabfüllung ist jedoch nicht anders als der enttäuschende Glen Grant Five Decades, nur anders enttäuschend. Während beim erwähnten Glen Grant sich die Jahrgänge neutralisieren, so dass der Whisky im geschmacklichen Niemandsland ankommt, befindet sich der Tomatin 30 bereits gerüchlich im Niemandsland, und ist geschmacklich eine glatte Null. Die abrundende Holzigkeit und Ausgeglichenheitsmilde hat er zwar schon, aber erstens gibt es da nichts abzurunden, sprich keine Geschmacksrichtung, die abrundungsberechtigt, und keinen Charakter, der abrundungsbefähigt wäre, und zweitens hat die Milde nichts auszugleichen, da dieser Whisky nach nichts schmeckt. Fairerweise muss man hinzufügen, dass er wenigstens nicht mit tollen Gerüchen trügt, - immerhin.


Tomatin 30

Schulnote: 4,2
Empfehlung: nicht meinerseits, aber Geschmack ist subjektiv
Preisklasse: Luxus (120-200 Euro)


Tomatin Decades

 
Schulnote: 2,1
Empfehlung: kein unbedingtes Muss, aber ein bedingtes Kann
Preisklasse: hoch (75-120 Euro)


na gut, auch der Glen Grant Five Decades

Schulnote: 4
Empfehlung: siehe Tomatin 30
Preisklasse: vor vier Jahren hoch (75-120 Euro)

Mannochmore 25 & Linkwood 37


Probieren geht über Photographieren, und nein, das neben dem Mannochmore ist nicht der Linkwood, sondern der Rum Ron Zacapa Royal; den ältesten originalabgefüllten Linkwood habe ich am 11.11.17 probiert, hatte aber meine Kamera nicht dabei, und da ich Old School bin, habe ich kein Smartphone, sondern ein primitives Mobiltelefon. Dies geziemt sich als cestlavistisch abzubuchen, - andersrum, nämlich zu photographieren ohne zu probieren, wäre es jedoch sowohl erbärmlich als auch von Smartphone-Zeitalterianern nicht anders zu erwarten. Der Linkwood 37 und der Mannochmore 25 ähneln sich ziemlich bis sehr, weshalb sie hier nebeneinander bediskutiert werden, doch bevor man sich verdiskutiert, kann man erst einmal dem mitphotographierten Ron Zacapa Royal Zoll zollen: ja, das ist ein wirklich guter Rum, ein Nektar, und auch für Maltianer nicht uninteressant. Der Aberlour 18 als Rum sozusagen, nur mehrere Spuren schokoladiger. Der Linkwood 37 ist sich selbst als Linkwood treu, auch in diesem Alter leicht spritzig, chromprickelnd wie der 40-jährige Glenfarclas, aber nicht so intensiv. Ein feiner Malt, er macht Gefangene. Keine Gefangenen macht der Mannochmore 25: er überzeugt mit dem ersten Schluck zur vollsten Zufriedenheit, er begeistet und begeistert. Sein Preis ist halb so hoch wie der des 37-jährigen Linkwood, sein Wert vergleichbar wenn nicht gar gleich. Durch das exzellente Sherryfass gefällt er mir sogar mehr als der Linkwood, er macht selbst den guten alten 21-jährigen Glendronach Parliament (Abfüllung von ca. 2010) schier vergessen, aber nur schier. Nein, die Legende bleibt eine Legende, und der Mannochmore 25 wird zu einer. Der Preis dieser Flasche könnte genauso explodieren, wie dieser Whisky geschmacksbezüglich im erfahrenen Maltianermund explodiert.


Mannochmore 25 1990 Limited Release


Schulnote: 1,1
Empfehlung: mein Whisky des Jahres 2017
Preisklasse: königlich (200-500 Euro)



Linkwood 37 Special Release 2016


Schulnote: 1,2
Empfehlung: obligatorische Degustation für linkwoodtreue Maltianer
Preisklasse: astronomisch (500-1000 Euro)


Rum Ron Zacapa Royal

Schulnote: 1,3
Empfehlung: ein Klasse Rum ohne viel drumrum
Preisklasse: königlich (200-500 Euro)

Aberlour 10, 12, 15, 16 & 18




Einfacher und klarer als Aberlour 10 ist wohl nur der Leitungsrohrsaft. Ein leicht metallischer, minimal fruchtiger, klarer und einfacher Whisky. Der 12-Jährige ist zwar etwas komplizierter, aber keineswegs komplexer: etwas mehr Frucht, aber dafür auch metallischer und schlechter im Abgang. In dieselbe Einkerbung schlägt sich auch der 15-Jährige hinein, der vom 10-järigen nur durch höhere Holzanteile zu unterscheiden ist. Die jüngsten drei standardabgefüllten Aberläuer sind summa summarum weit entfernt vom summum bonum: langweilige, nichtfisch-nichtfleischliche, mit dem nächsten Dram leicht vergessene Malts. Der 16-jährige Aberlour ist die Demo-Version des großartigen 18-jährigen, dem an einer anderen Stelle bereits mein ausführliches Lob galt. Wenn es denn einer der Aberläuer sein sollte, kann die Qual der Wahl nur zwischen dem 16- und dem 18-jährigen ausgelitten werden, wobei es ausschließlich geiztechnisch eine offene Frage wäre. Banausen wird der 16-Jährige genausogut gefallen, wer etwas mehr Whisky-Erfahrung hat, wird den 18-Jährigen ohne Rücksicht auf Verluste in der Geldbörse eindeutig bevorzugen.


Aberlour 10

Schulnote: 3,5
Empfehlung: nun ja, auch er macht betrunken
Preisklasse: fast geschenkt (20-35 Euro)



Aberlour 12 Double Cask

Schulnote: 3,7
Empfehlung: dann lieber den Zehner
Preisklasse: niedrig, unterer Bereich (35-50 Euro)


Aberlour 15 Select Cask Reserve


Schulnote: 3,2
Empfehlung: negativ
Preisklasse: niedrig, oberer Bereich  (35-50 Euro)



Aberlour 16 Double Cask

Schulnote: 2,4
Empfehlung: wenn man den 18-er noch nicht probiert hat
Preisklasse: medium, unterer Bereich (50-75 Euro)



Aberlour 18

 
Schulnote: 1,8
Empfehlung: oh ja, und Hachez-55%-Milchschokolade dazu
Preisklasse: medium, oberer Bereich (50-75 Euro)

Donnerstag, 7. Dezember 2017

Bowmore 15 Darkest


Ein sherryfassgelagerter Bowmore mit 43%. Aus dem aktuellen Bowmore-Standardsortiment zweifelsohne der Solideste, der sich über die Jahre bestens gehalten hat. Während die anderen guten Bowmore-Originalabfüllungen durch schlechtere ersetzt wurden, blieb der Darkest sich und Bowmore treu. So sollten sherryfassgelagerte Islay Malts schmecken: der Rauch dominiert nicht, das Sherryfass untergräbt nicht die Autorität des Islay. Der Darkest ist in diesem Sinne bestens ausgewogen, wobei keineswegs langweilig, vielmehr hat er eine Tiefe, die dem neuen 18-jährigen Bowmore fehlt, und eine Komplexität, von der ebendieser 18-jährige “Deep & Complex” dunkelstens in Tiefschlafnächten zu träumen vermag. Die Dunkelheit der für den Darkest auserkorenen Sherryfässer schlägt sich nicht in der Dunkelheit der Frucht nieder: der Darkest ist nicht schwerer als er sein muss, um mit der Islay-Rauchigkeit zu harmonieren. In einer Verkostungsreihe von sagenwirmal zehn Drams wäre er als letzte Trinkstärke geeignet, bevor man zu den leichteren Fassstärken übergeht.

Schulnote: 1,9
Empfehlung: ohne Bedenken
Preisklasse: medium (50-75 Euro)

Linkwood 12 Flora & Fauna


Eine Legendarität, zum Glück immer noch erhältlich. Die kleine Schwester des noch legendäreren 16-jährigen Mortlach Flora & Fauna. Beim Linkwood ist es vor allem die Flora: ein typischer, reichlich floraler Linkwood, frische Frische und helle Fruchtigkeit, dabei ordentlich komplex, könnte lockerstens für einen 15-Jährigen durchgehen. Diesen Linkwood kann man den ganzen Abend trinken; als einer von vielen bei einer Verkostung ist er daher kaum zu gebrauchen, man möchte zu gern bei ihm verweilen. Der Abgang ist leicht, da merkt man nichts bzw. man merkt die Wenigkeit der Jahre. Angesichts seiner anderen Qualitäten ist dies enttäuschungslos zu verschmerzen.

Schulnote: 2
Empfehlung: durchaus
Preisklasse: medium (50-75 Euro)

Linkwood 18 Cadenhead's 1988-2007


Eine Cadenhead's Einzelfassabfüllung, limitiert auf 660 Flaschen, im Februar 2007 aus einem Sherry Butt in ebenjene gegossen. Eine geschlossene Fassstärke, die sich auch noch schwer öffnen lässt. Überwältigende Getreidenoten, das Sherryfass ist kaum zu spüren. Man weiß nicht recht, wie man ihn trinken soll. Mit zu viel Wasser schmeckt er verwässert, mit zu wenig Wasser bleibt er geschlossen. Ein Staub fangender Beleg dafür, dass sich nicht jedes Fass für eine Einzelfassabfüllung eignet. Man weiß auch nicht recht, in welchen Verkostungszusammenhang dieser Whisky gut passen würde. Mit 58,7% Cezweihafünfoha ist er zu kräftig als Übergang von trinkstarken zu fassstarken Drams, als Schlussakkord bei den Fassstärken ist er zu langweilig.

Schulnote: 3,8
Empfehlung: bei mir verstaubt er in der Tube
Preisklasse: hoch (75-120 Euro)

Glen Deveron 16


Ein milder, weicher und bzw. aber direkter Whisky. Langweilig im weiteren Verlauf des Abends, ist er als erster Dram mit seinen 40% vol voll geeignet. Ein einfacher Whisky, der nichts verspricht, und sich locker hält. Leichte Getreidenoten, mittelsüßer Apfel, doch bei aller Milde mitnichten fruchtig. Ein sehr sehr, sehr sehr harmonischer 10-jähriger Whisky, der aber schon 16 ist, und den Erwartungen dieser Altersklasse nicht mehr entspricht. Dafür ist er jedoch recht günstig: für 50 Euro gibt es schon die Literflasche. Auf die 0,7-Standardflasche umgerechnet, einer der günstigsten 16-Jährigen überhaupt.

Schulnote: 3,1
Empfehlung: nur vom Preis-Leistungs-Verhältnis
Preisklasse: niedrig (35-50 Euro)

Aberlour a`bunadh Batch 29


Der König der Nussschale. Eine Legende mit 59,9% Alkohol und 100,0% Geschmack. Kräftige, kraftvolle Orangenschale, aber nur als Finte, denn der wahre Charakter dieser Abfüllung ist ihre alle Penetranz durchdringende Nussigkeit. Eine Fasstärke ohne Altersangabe, vielleicht nicht einmal 10 Jahre alt, dafür aber 10 Jahre besser als jeder mittelgute bis gute 10-jährige Whisky. Eine Granate, nein, Bombe, ein Digestiv nicht des Essens, sondern der Whiskyverkostung. Als zehnten Dram sollte man ihn aber nicht trinken, dafür ist er einfach zu komplex und in seiner Komplexität zu schade. Nachdem man fünf bis sieben Drams in Trinkstärke getrunken hat, oder aber drei trink- und zwei fassstarke Malts, kann man beginnen, an dieser Fassstärke zu riechen, sollte ihn aber als letzten Dram trinken, denn nach so einem Kracher wirkt selbst ein Effekthascher wie Maximum Sherry zu schwach. 

Schulnote: 1,5
Empfehlung: gehört zu meinen Lieblingswhiskies
Preisklasse: vor 5 Jahren medium (50-75 Euro)

Caol Ila 25


Der kuhl-ihlige Geschmack der klassischen 12- und 18-jährigen Caolilien ist auch dem 25-jährigen Kaolilus anzuschmecken. Die Eigenart des Caolilischen wird ohne Abstriche beibehalten, die ausgewogene Holzigkeit stört nicht bei der Entfaltung des Distilleriecharakters. Ein schwerer Whisky, kault ganz schön rein, und ilt durchaus durch. Ein Islay Malt, der gekaut werden will, wo er doch lobgespannt auf seinen rundweg runden Abgang wartet. Prickelt wunderbar nach Chrom, wenngleich nicht so wie der dafür aber zu süße 25-jährige Talisker, welchem gegenrüber der gleichaltersangabige Caol Ila meinen Geschmäckern nach zu bevorzugen ist. 

Schulnote: 1,6
Empfehlung: ein Muss für Islay-Maltianer
Preisklasse: Luxus (120-200 Euro)

Arran 19 The Maltman 1996-2016


Isle of Arran, gebrannt im Oktober 1996, vergossen im März 2016, Einzelfassabfüllung mit einer Auflage von 498 Flaschen, mit 51,5% wohl eine Fassstärke. Ein klassischer Arran, viel Zitrusfrucht, riecht klar, schmeckt deutlich. Er schmeckt übrigens wie er riecht, erfüllt also die hochgesteckten Erwartungen. Die hochgestreckten Erwartungen erfüllen sich nicht ganz: gestreckt schmeckt er verwässert. Ein so klarer und offener Single Cask Whisky muss sich nicht öffnen, - also höchstens 2 Tropfen Wasser ins Nosingglas tröpfeln, sonst ersäuft man den Whisky. Minimalleichte, sanftangenehme Holzigkeit verwöhnt den verwöhnten Gaumen, den Abgang ist lind. Kritisierbar ist eigentlich nur das Design der Flasche: es ist ein schieres Understatement.

Schulnote: 2,2
Empfehlung: wer Arran mag
Preisklasse: hoch (75-120 Euro)

Bowmore 10 & 18


Der neue Zehnjährer von Bowmore überzeugt weder als Sherrymonster (er brüstet sich mit dem Abzeichen “Dark & Intense” auf der Brust) noch als Bowmore. Nur durchs Erriechen lässt es sich erreichen, dass dieser schale leicht dunkelsüße Malt an einen Bowmore erinnert. Der neue 18-Jährige ist von derselben Unseriösität, nur eben 18 und nicht 10 Jahre alt, was ausschließlich für Chronomaterialisten von Belang ist. Der alte 18-jährige Bowmore war eine Standardstandarte, ein klasse Klassiker. Von den derzeit erhältlichen Originalabfüllungen in Trinkstärke blieb und bleibt Bowmore 15 Darkest die Solideste.

Bowmore 10 (Dark & Intense)

Schulnote: 3,9
Empfehlung: nein, lass mal
Preisklasse: niedrig (35-50 Euro)

Bowmore 18 (Deep & Complex)


Schulnote: 3,3
Empfehlung: nicht unbedingt
Preisklasse: medium (50-75 Euro)

Tormore 1992-2012 Berrys Dark Sherry Cask


Dieser fassstarke Tormore tat in der Tat beeindruckend beeindrucken, und zwar nach – und das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – nach einem 44-jährigen Tomintoul und einem 30-jährigen Talisker, die ich mir vor diesem deftigen Tormore auf der Zunge zergehen ließ. In Fasstärke angenehm trinkbar, öffnet er sich nach 3,5 bis 7 Tropfen Dihydrogenmonoxid zu einem frucht-strotzenden Sherrywhisky glendronachscher Trinkstärke. In Echtstärke ähnelt er dem ähnlichhochprozentigen Bowmore Devil’s Cask III, jedoch ohne Bowmore-Rauch. Der erste Dram von diesem Tormore wird durch Verwässerung verbessert, der zweite sollte fassstark getrunken werden. Wie bei guten Glendronachs harmonieren hier Komplexität und Penetranz.

Schulnote: 1,8
Empfehlung: auf jeden Fall probieren
Preisklasse: hoch (75-120 Euro)